7 Jahre ist es her seit dem letzten Reisebericht, und so denke ich, daß es einmal wieder Zeit wird...
Vorweg gesagt: In Tunesien hat sich in diesen SIEBEN Jahren nicht viel geändert und darum verweise ich ausdrücklich auf meine Reiseberichte von 2016 und 2018 hier im Forum. Alles, was dort geschrieben wurde, gilt auch heute noch, es sei denn daß ich im Folgenden etwas anderes schreibe...
Flughafen Monastir
"Ich schrieb: Wer dort selbst nach 10 Jahren Abwesenheit von Tunesien wieder landen würde, der würde keine Änderungen bemerken." Jedenfalls habe ich nach mittlerweile 7 Jahren noch keine bemerkt.
Flughafen Enfidha
Ich habe es mir nicht nehmen lassen, auch den Flughafen Enfidha (richtig, der, der mitten im Nirgendwo liegt) zu besuchen. Auch hier hat sich in den letzten 7 Jahren kaum etwas getan.
Die einzige Änderung besteht in einem Platz, der vor dem Ausgang angelegt wurde. Diesmal befanden sich sogar einige Taxis am dem dortigen Taxenstand, dagegen Louages und Busse unverändert: Fehlanzeige.
Ich hatte die Gelegeheit, dort mit einem Flugbegleiter zu sprechen. Es verhält sich wohl so, daß fast alle Flüge aus England und Osteuropa nun in Enfidha landen - und die aus Deutschland in Monastir.
Kleine Beobachtung am Rande: Wer auf dem Parkplatz vor dem Flughafengebäude parkt, der muß seinen Parkschein nicht etwa irgendwo in einem Automat auf dem Parkplatz bezahlen, sondern über den neuen Platz hinweg laufen, dann das Gebäude bei "Abflüge" betreten, am Eingang eine Sicherheitskontrolle absolvieren, und danach zu einem Schalter neben den Mietwagenschaltern gehen, an dem man zahlen kann. Warum sollte man etwas einfaches auch einfach gestalten?
Ein Tip dazu dennoch: Wenn man angibt, nur sein Parkticket zahlen zu wollen, dann kann man auch bei der Sicherheitskontrolle völlig ohne Kontrolle durchlaufen...
Tourismus in Sousse/Monastir/Port El Kantaoui
Anders als beim letzten Reisebericht war es diesmal Mai und ich ging davon aus, daß in der Zeit zwischen Ostersaison und Hauptsaison schon einiges los wäre ... was es aber nicht war. Sicher, hier und da sah man tatsächlich Touristen auf den Straßen - oftmals allerdings algerische Bustouristen, die da offenbar eine Tunesien-Rundreise absolvierten und sich für einige Tage in einem der Hotels aufhielten. In Kairouan begegnete ich einem deutschen Touristen und in Tunis einer Gruppe chinesischer Touristen, ansonsten noch einer Handvoll Engländer und einigen Franzosen (oder Franzosen algerischer Herkunft, das war nicht genau festzustellen).
Die touristische Infrastruktur lief jedenfalls noch nicht auf vollen Touren, denn überall sah man noch Läden, die sich entweder im Abriß oder im Umbau befanden. So ist z.B. die Einkaufspassage am Hotel Tej Marhaba (Sousse) nicht mehr betretbar und das ehemalige Hawaii Center (Port El Kantaoui) ist einem hochpreisigen (russischen?) Bekleidungsladen gewichen. Im Slim Center (Sousse) lohnt sich kaum noch ein Besuch, weil es darin kaum noch Läden gibt.
Die bekannte Diskothek "Metallica" in Port El Kantaoui hat ebenfalls dichtgemacht, stattdessen gibt es in den ehemaligen Räumlichkeiten nun Rockmusik ohne Tanzfläche (was einen gewissen Trend in Tunesien darzustellen scheint).
Der "Musikbrunnen" in Port El Kantaoui wird nun vorwiegend mit italienisch/arabischer Musik beschallt - ob das den Touristen noch so gefällt, wie früher die klassische Musik, weiß ich nicht, jedenfalls waren die Restaurants darum herum deutlich leerer als früher...
In Sousse sind an der Promenade entlang die Hotels entweder geschlossen und harren als Ruine ihrer weiteren Verwendung oder befinden sich gerade im Umbau. Die gesamte Straße vom TejMarhaba bis zur Stadtmitte, früher von Touristen stark bevölkert, würde ich derzeit eher als "tot" bezeichnen. Zu erwähnen wäre höchstens, daß in der Nachbarschaft zum RiadhPalms-Hotel nun ein Hotel der Kette "Marriot" eröffnet hat, und zwar im ehemaligen ChemsElHana/Pearl-Hotel.
Da ich gewisse Zweifel daran habe, daß sich an dem Geschilderten bis zur Hochsaison (ab Juli) oder generell in diesem Jahr etwas ändert, bleibt mir nur zu kontastatieren, daß ich mit einer gewissen Wehmut an die "alten" Zeiten zurückenke, als es überall noch etwas lebhafter zuging und sich irgendwie die Straßen wie in einer "Urlaubsregion" anfühlten.
Die Mall of Sousse
Eröffnet vor zwei oder drei Jahren liegt die Mall of Sousse im Nirgendwo der nördlichen Ausfallstraße zwischen Produktionsbetrieben. Sie soll wohl vom Namen her an wirkliche "Malls" erinnern, ist aber nicht mehr als ein mittelgroßes Einkaufszentrum mit "Carrefour" als Ankermieter. Die gesamte untere Etage ist ein Parkhaus in Flughafengröße. Hat man den Eingang zur Mall gefunden, so geht es zunächst durch eine Sicherheitskontrolle und erst dann in die Mall hinein. Zurück kann man da nicht, denn es gibt dedizierte Eingänge (mit Sicherheitskontrolle) und Ausgänge (ohne Sicherheitskontrolle). Zu dem seltenen Erlebnis einer Mall mit EIntritts-Sicherheitskontrolle paßt es sicher auch, daß man bei Einfahrt in das Parkhaus einer weiteren Sicherheitskontrolle unterzogen wird (oder auch nicht, wenn man außerhalb der Sicherheitskontrollzeiten einfährt..).
Nun, jedenfalls hat diese sagenhafte Mall einige Geschäfte außer dem schon erwähnten Carrefour, meist hochpreisig und einige Gastronomiebetriebe (ebenfalls hochpreisig). Daß die Mall ziemlich leer ist, jedenfalls keine Besucherzahlen hat, die auch nur annährend dem vorgehaltenen Parkraum entsprechen, muß ich da wohl nicht weiter erwähnen.
Der Besuch ist insgesamt nicht empfehlenswert, es sei denn, man braucht günstige Lebensmittel und ist dafür bereit, ganz in den Norden von Sousse herauszufahren.
Karthago/Carthage - Bursa
Das Museum wird derzeit renoviert und kann nicht betreten werden. Trotz des Fehlens dieser einzig "wertvollen" Besuchsmöglichkeit auf der Bursa wird an der Kasse weiterhin der volle Betrag kassiert - befremdlich.
Die Kirche neben dem Ausstellungsgelände ist mittlerweile wegen fortgeschrittener Baufälligkeit dauerhaft geschlossen, noch ein Grund weniger, die Bursa zu besuchen.
Preise und Waren in Tunesien
Im Großen und Ganzen sind die Preise, die ich 2018 nannte, im Jahre 2025, um ein paar Prozent erhöht, noch gültig. Wirklich teuer geworden ist in erster Linie Schokolade (deshalb diesmal mein Tip zum Mitnahme von Geschenken aus Deutschland).
Überall in Tunesien gibt es mittlerweile Waren aus China (die kosten dort nicht weniger und haben keine bessere Qualität, als in Deutschland auf dem Flohmarkt oder bestellt per z.B. Shein. Das einzige, was sich in Tunesien noch wirklich zu kaufen lohnt, sind Dienstleistungen (z.B. Friseur, Nahverkehr), tunesische Schokolade (von Maestro), Gewürze, Gemüse (auf den Wochenmärkten) Second-Hand-Kleidung (im "Fripe" oder auf den Wochenmärkten) und tunesische SIM-Karten-Datenvolumen.
Verkehr in Tunesien
Hier lautet meine Empfehlung nach wie vor: nur Personen, die "Vor-Erfahrung beim Fahren in Tunesien oder in Ländern mit ähnlicher Verkehrstruktur- und gebaren haben" sollten dort ein Auto mieten bzw. fahren.
Die allgemeine Verkehrsdichte hat gegenüber vor 7 Jahren zwar etwas abgenommen, doch die Zahl der Zweiradfahrer aller Arten und Größen hat deutlich zugenommen, erschwert durch die Tatsache, daß diese offensichtlich in den wenigsten Fällen die Eignung besitzen, sich im Verkehr zu bewegen. Agressives Fahren von Zweirädern ohne die Verwendung von Fahrtrichtungsanzeigern ist an der Tagesordnung, es wird ohne Beachtung der Verkehrssituation gefahren, Kunststücke wie das Fahren auf einem Rad finden auch mitten im fließenden Verkehr statt.
"Kamelrücken", Bodenschwellen, finden sich in großer Anzahl auf allen Straßen, manchmal angezeigt, manchmal nicht oder falsch angezeigt, manche steil und hoch, andere kaum merkbar. Die Qualität der Straßen hat abgenommen; mehr oder weniger tiefe Schlaglöcher sind auf vielen Straßen zu finden (Ausnahme: die Autobahnen befinden sich durchweg in einem guten Zustand).
Die "Autobahn" nach Kairouan ist mittlerweile fertig und spart auf dieser Strecke eine gute halbe Stunde Fahrtzeit ein.
Sicherheit in Tunesien
Gegenüber der Zeit von vor 7 Jahren ergibt sich keine Änderung. Ich selbst wurde, bei über 1000 Kilometern mit Leihwagen, öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß in Stadt und Land, Tag und Nacht, einmal bei einer Routinekontrolle angehalten.
Ansonsten, wie auch schon 2016-18, gab es keine Veranlassung, sich irgendwo unsicher oder bedroht zu fühlen.
Die Anzahl der Sicherheitskontrollen in einigen (nicht allen) Hotels, Einkaufszentren und am Flughafen ist m.E. nicht angemessen, zumal es sich oft um Alibi-Kontrollen handelt, die, gewußt wie, umgangen werden können. Ich will dazu nichts näheres schreiben, doch eines ist gewiß: "sicher" ist etwas anders, man sollte sich auf die Kontrollen nicht allzusehr verlassen.
Weiter zugenommen hat die Zahl der Belästigungen. Man wird öfter angesprochen (immer mit dem Ziel etwas zum Kauf angeboten zu bekommen) und gerne dabei auch angefaßt.
Ich wiederhole an dieser Stelle das, was ich schon vor 7 Jahren geschrieben hatte, denn es hat sich hier rein GAR NICHTS geändert:
Erfahrungen wie diese halten weitaus mehr Touristen davon ab, Tunesien noch einmal zu besuchen - oder ihren Urlaub wirklich zu genießen - als der nach wie vor allgegenwärtige Müll (sobald man sich nur wenige Meter von der gesäuberten Touristenzone entfernt) und der immer wieder wahrzunehmende Gestank aus der Kanalisation (auch in der Touristenzone).
Davon aber wollen scheinbar die Tourismus-Verantwortlichen nichts wissen, denn sie kaprizieren sich nach wie vor auf "besseren Service in Hotels", "Golf-Tourismus" und "Öko-Tourismus" in der Sahara. Solange jedoch nicht die genannten Grund-Probleme, die wesentlich zu einem positiven Urlaubs-Erlebnis beitragen, beseitigt werden, zieht es das Klientel, auf das der Tourismus-Minister (auch der neue) abzielt, eine Reise nach Tunesien gar nicht erst in Erwägung. Stattdessen erhält Tunesien dann nämlich Touristen, deren erste Maxime das Geld-Sparen ist und die sich lediglich wegen des günstigen Preis/Leistungsverhältnisses für dieses Urlaubsziel entscheiden. Oder die, die den gesamten Urlaub im Hotel und am Hotel-Strand (oder auf dem Golfplatz) verbringen - was unter dem Strich aber für die tunesische Wirtschaft und dem Image von Tunesien nicht wirklich vorteilhaft ist.